Dampflok Falkensee in der Werkstatt

Unsere Vereinsdampflok "Falkensee" hatte im letzten Jahr immer mal wieder kleine Problemchen und auch die Akustik beim Fahren war nicht immer angenehm (quietschen). Kurz um die Lok musste mal zu Inspektion ;-).

Lok "Falkensee" ist wieder einsatzbereit!

Bericht: Norbert Steinemer, 15.7.2019

 

Bild1: Juli 2019: fast wie neu

 Unsere große Dampflok "Falkensee" war in die Jahre gekommen, immerhin 20 Betriebsjahre und gut 2000 km hat sie zurückgelegt.

Im letzten Jahr gab es einige Mängel und lautes Quietschen störte den Betriebsablauf, also ab in die Werkstatt.

Der folgende Bericht soll einen kleinen Einblick in die vielfältigen Probleme einer echten Dampflok geben.

 

Bild2: Aufgebockt

 Zunächst wurde die Lok aufgebockt, Wasserkästen und Gestänge, Achsen und Achsfedern ausgebaut, Dampfdom geöffnet und alles genauestens inspiziert und wo nötig vermessen.

 Fahrwerk:

Achsen sind in Ordnung aber die "wartungsfreien" Achslager sind verschlissen und müssen erneuert werden. Dabei wurden dann Schmiernippel an den Achslagerblöcken nachgerüstet, da kann man dann mal nachschmieren.

 

Bild 3: Achslager, jetzt mit Schmiernippel

 Die Radreifen sind verschlissen, vor allem die erste Achse hat scharfe Spurkränze und eigentlich sollten neue Radreifen aufgezogen werden. Beim Vermessen stellte sich aber heraus, das ich die Radreifen bei der ersten Erneuerung in 2007 mit 5mm Übermaß belassen hatte und so konnte ich diese nochmal profilgerecht nachdrehen.

 

Bild 4: Achsen mit nachgedrehten Radreifen

Die Bremsklötze ließen sich nicht mehr herrichten und wurden erneuert.

Zwei Treib-und Kuppelzapfen waren lose und mussten ausgebuchst werden.

Die Gestängelager (wartungsfreie Gleitlagerbuchsen) waren zwar nur leicht verschlissen wurden aber alle erneuert.

Die Achsfederung machte einige Probleme, meine Aufzeichnungen von 1997 waren doch recht lückenhaft und die genaue Gewichtsverteilung der Lok wusste ich auch nicht mehr.

 

Bild 5+6: Lastverteilung und Federbeine der ersten und zweiten Achse

 Also alles neu vermessen und berechnen, dann neu montieren und jetzt ist alles wieder in Ordnung.

 Triebwerk:

Die Zylinder hatten wenig Probleme gemacht und wie erwartet brauchten nur die Stopfbuchsen der Kolbenstangen und die Kolbenringe erneuert werden. Die hydraulischen Entwässerungsventile der Zylinder bekamen vier neue Steuerkolben.

 Kesselkontrolle:

Da der Kessel nur mit gefiltertem Regenwasser betrieben wurde, waren keine groben Ablagerungen zu sehen und so musste tatsächlich nur gründlich gespült werden. Alle Speiseventile und Rückschlagventile der vier Speisepumpen (Fahrpumpe, Injektor, Dampfspeisepumpe, Handpumpe) wurden gereinigt, die Ventilsitze ggf. nachgedreht und einige Ventilkugeln erneuert.

 

Bild 7: Dampfdom ohne Verkleidung

Die Durchführung des Flachreglers, eine Dichtfeder und die O-Ringe wurden erneuert.

Die Sicherheitsventile wurden gereinigt und auf Ansprechdruck geprüft.

Das Wasserstands-Schauglas wurde erneuert.

 

Sonstiges:

 

Bild 8: Wasserkasten, oben links mit Löchern

Am rechten Wasserkasten mußte ein durch Rostfraß entstandenes Leck zugelötet werden, in einigen Jahren wird hier wohl ein Neubau, dann aus Messing, erforderlich!

 

Bild 9+10: Kesselmantel davor und danach

Der Kesselmantel hinter den Wasserkästen war stark angerostet, wurde gründlich gereinigt und der gesamte Kesselmantel neu lackiert.

Beim ersten Einsatz nach der Überholung am 22.Juni 2019 konnte Lok "Falkensee" zeigen wie fit sie nach 20 Jahren wieder ist. Eine sichere Gleislage, kraftvolle Beschleunigung, stabile Wasserversorgung, deutlich reduzierter Wasser-und Kohleverbrauch und keinem hat das Quietschen gefehlt!

Die weiteren Bilder zeigen einige interessante Details die bei solchen Wartungsarbeiten anfallen.

 

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